Kulinarische Tipps in und um Bad Ischl

Ina Dieringer

(c) Kressl

Bad Ischl schmeckt nach Sommerfrische. Nach einer Zeit, in der man sich noch rauszog, um durchzuatmen, um zur Ruhe zu kommen- nicht, um sich zu optimieren. Damals kam der Kaiser, heute kommen andere. Und auch wenn das goldene Tafelgeschirr längst Geschichte ist: Gegessen wird immer noch gut. Vielleicht sogar besser. Denn hier weiß man, dass es nicht viel braucht, damit ein Gericht wirkt- nur ehrliche Zutaten, Ruhe, und ein Gespür dafür, wann’s reicht.

Zwischen alten Gasthäusern, Konditoreien mit Geschichte und kleinen Lokalen, die man nicht zufällig findet, sondern suchen muss, lebt Bad Ischl kulinarisch genau das, was die Stadt seit jeher ausmacht: Haltung ohne Lärm. Es geht nicht um Spektakel. Es geht um einen Spritzer im Gastgarten, ein Stück Nusskuchen mit ordentlich Schlag, eine Kesselheiße, die um zehn schon ausverkauft ist. Und darum, sich für all das Zeit zu nehmen. So wie früher. Nur eben heute.

Gasthaus Siriuskogl 

Sulzbach 70, 4820 Bad Ischl
(c) Monika Löff Fotografie

Der Aufstieg dauert keine zwanzig Minuten, aber man tritt oben in eine andere Welt. Nicht ins Bergidyll mit Kaiserschmarrn und Panoramapostkarte, sondern in ein lebendiges Wirtshaus mit Haltung. Am Siriuskogl kocht Christoph „Krauli“ Held, der als Kind schon Mehlspeisen von seiner Mutter lernte und heute mit seinem Team zeigt, wie regional und zeitgemäß sich nicht ausschließen. Was auf die Teller kommt, ist schnörkellos ehrlich, ohne den Hang zur Überinszenierung – und trotzdem weit weg von Standard. Kräuter aus dem eigenen Garten, Fleisch von Bauern, die man mit Namen kennt, und eine Karte, die sich nicht an Erwartungen anpasst, sondern einfach gut schmeckt.

Dass Held kein Wirt von der Stange ist, spürt man nicht nur beim Essen. Er ist präsent, wach, einer, der nicht nur Gäste, sondern auch Geschichten bewirtet. Der Siriuskogl ist kein Lokal, das man “mitnimmt”, wenn man eh schon dort ist – es ist ein Ziel. Für Menschen, die wissen, dass Essen mehr ist als Sättigung: ein Ort, wo Kulinarik Charakter zeigt.

Spoarherd Gastropub

Leitenbergerstraße 2, 4820 Bad Ischl

Im Spoarherd riecht es, als hätte jemand das Fenster zur Kindheit einen Spalt offen gelassen. Hier wird gekocht, was früher in vielen Haushalten auf den Tisch kam – nur heute mit der nötigen Sorgfalt und ohne Schnörkel. Die Gerichte kennen ihre Herkunft, und man merkt, dass sie nicht aus einer Marketingabteilung stammen, sondern aus echten Küchen. Feco, der Wirt, stammt aus einem ungarischen Dorf am Balaton, und was er hier in Bad Ischl macht, hat nichts mit Nostalgie zu tun, sondern mit Haltung. Es geht nicht darum, irgendetwas „wiederzubeleben“, sondern darum, das, was gut war, einfach weiterzumachen – auf seine Art. Wer hierherkommt, isst nicht, weil es gerade hip ist. Sondern weil das Essen stimmt. Punkt.

Konditorei Zauner 

Pfarrgasse 7, 4820 Bad Ischl
(c) Matthias Heschl

Zauner ist keine Konditorei, die man besucht – sie ist ein Ort, an dem man landet. Irgendwann. Weil einen jemand mitnimmt. Weil man drüber liest. Oder weil man einfach sehen will, was fast zweihundert Jahre Geschichte schmecken wie. Im Stammhaus in der Pfarrgasse riecht es nach mehr als nur Butter und Zucker – da hängt ein bisschen Monarchie in der Luft, ohne dass es verstaubt wirkt. Der berühmte Zaunerstollen liegt dort nicht wie ein Mythos hinter Glas, sondern ganz unprätentiös neben Törtchen und Pralinen. Und obwohl das alles perfekt aussieht, fühlt es sich nicht wie ein Museum an. Eher wie ein Raum, in dem man kurz vergessen darf, dass draußen die Zeit weiterläuft.

Gastgarten mit historischem Gebäude und Brauerei. © Stöckl im Park

Jausenkaiser

Wolfganger Straße 7, 4829 Pfandl / Bad Ischl

Hier wird die Jause nicht zur Eventgastronomie hochstilisiert, sondern bleibt, was sie sein soll: bodenständig, deftig, ehrlich. Die Kesselheiße am Freitagvormittag ist ein Ritual für alle, die wissen, wie richtige Würstl schmecken müssen, und das Maurerforelle-Weckerl erzählt mehr über die Region als so mancher Reiseblog. Die Zutaten kommen von Metzgern aus der Umgebung, die Portionen meinen es gut mit einem, und wer hier sitzt, sitzt zwischen Bauarbeitern, Pensionisten, Schülern – nicht als Zielgruppe, sondern als Teil des Ganzen. Der Jausenkaiser ist kein Ort zum Sehen und Gesehenwerden, sondern ein Ort, an dem man satt und zufrieden wieder rausgeht. Ganz ohne Schnickschnack.

Nocken Toni

Köhlerweg 1, 4820 Bad Ischl
(c) Nocken Toni

Die NockenToni ist kein Ort, der sich in Superlativen erklären lässt – sie entfaltet sich im Stillen. Unter alten Linden, mit einem Spritzer in der Hand und einem Teller Holzknechtnocken vor sich, versteht man plötzlich, warum hier seit Kaisers Zeiten eingekehrt wird. Die Geschichte des Hauses ist mehr als eine Anekdote mit Jagdgefolge – sie sitzt in den Holzbalken, in der Handschrift der Speisekarte und in der Küche, wo der Chef persönlich kocht. Kein Chichi, kein Gewese. Einfach österreichische Wirtshausküche, die nicht in der Vergangenheit stehen bleibt, sondern mit Respekt und Ruhe weitergedacht wird. Wer hier isst, bekommt mehr als ein Menü – man bekommt ein Stück Bad Ischl, das sich nicht anbiedert, sondern einlädt. Leise, ehrlich, gut.