Wien hat ein neues Wohnzimmer. Seit 26. Juni 2025 leuchtet im historischen Arkadenhof des Alten AKH ein frischer Name: FREIHERZ. Wo einst die „Stiegl Ambulanz“ residierte, setzt die Litus Group nun ein klares Statement für zeitgemäße Wiener Gastlichkeit – behutsam verwurzelt in Tradition, entschlossen auf Gegenwartskurs. Mehrere hundert geladene Gäste erlebten eine Eröffnung, die den Anspruch der Betreiber augenfällig machte: urban, weltoffen und doch ganz nahbar.
Die umfassende Renovierung hat aus den altehrwürdigen Backsteinmauern keinen Showroom, sondern einen atmosphärisch dichten Treffpunkt geformt. Warme Erdtöne, rustikale Hölzer und die ikonischen roten Stiegl-Akzente erzeugen eine behagliche Grundstimmung, die von modernem Mobiliar und sparsamen Lichtinseln subtil umrahmt wird. Unter den Arkaden verströmt ein einladender Gastgarten, bedeckt mit modernen Sonnensegeln, sommerliche Leichtigkeit, während der Innenraum den Spagat zwischen Wiener Gemütlichkeit und urbanem Loft-Feeling schafft.
Diesen Brückenschlag zwischen Gestern und Heute betonte Bürgermeister Michael Ludwig in seiner Begrüßung. Er sprach von einem „pulsierenden Standort“, der den Campus der Universität Wien – längst ein lebendiges Quartier aus Forschung, Kultur und Freizeit – um eine kulinarische Bühne erweitere. Dompfarrer Anton Faber verlieh der Eröffnung mit einem kurzen Segen eine feierliche Note, bevor Dr. Heinrich Dieter Kiener, Eigentümer der Stieglbrauerei, den Staffelstab symbolisch an Litus-CEO Philipp Pracser übergab. Kiener lobte den „Mut zu einem modernen, urbanen Gastronomieerlebnis“ und verwies darauf, dass Bierkultur und Gastfreundschaft hier denselben Rang erhielten.
Das Konzept des FREIHERZ liest sich so offen wie sein Name: Wiener Küche, die nicht am Tellerrand endet. Auf der Karte stehen Stelzen und Grillhendl ebenso selbstverständlich wie verspielte Salate oder internationale Barbecue-Varianten. Die durchgehenden Küchenzeiten – von mittags bis spätabends, sonntags bis 21 Uhr – richten sich an ein Publikum, das vom ersten Seminar bis zum letzten Drink reicht. Studierende, Familien, Opernfreunde, Nachbarn des 9. Bezirks: Sie alle sollen hier zum gemeinsamen Nenner finden, ohne dass jemand seine kulinarische Überzeugung verbiegen muss.
Dass diese Idee trägt, spiegelte sich im Andrang prominenter Gratulanten. Neben Bürgermeister Ludwig wurden unter anderem Opernintendant Daniel Serafin, Unternehmerin Christina Lugner, Wirtschaftskammer-Vertreter Peter Dobcak und der zukünftige Nationalbank-Gouverneur Martin Kocher gesichtet. Serafin schwärmte von einem „freien Herz, in dem sich aufatmen lasse“, während Lugner den respektvollen Umgang mit dem historischen Erbe hervorhob.
Philipp Pracser hörte diese Worte sichtbar zufrieden. Für den Chef und CEO der stetig wachsenden Litus Group – zuletzt mit lässigen Wirtshauskonzepten in Salzburg und Graz präsent – ist das FREIHERZ mehr als eine weitere Filiale. „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem Genuss und Geselligkeit auf perfekte Weise zusammenfinden.“ Die ersten Stunden gaben ihm Recht: Zwischen Holzofen-Aromen, frisch gezapften Stiegl-Spezialitäten und souligen DJ-Beats füllte sich der Arkadenhof bis in die späten Nachtstunden mit einer Atmosphäre, die gleichermaßen ausgelassen wie unangestrengt wirkte.
Spannend wird sein, ob sich diese Dynamik im Alltag hält. Die Rahmenbedingungen stimmen: Die Universität Wien zählt über 90 000 Studierende, das Alte AKH lockt Touristen und Flaneure, und der neunte Bezirk sucht seit jeher Orte, die Tradition und Zukunft in Einklang bringen. Mit wöchentlich fünf geöffneten Tagen – Mittwoch bis Sonntag – setzt das FREIHERZ auf konzentrierte Qualität statt Sieben-Tage-Rundlauf. Montags und dienstags bleibt die Küche kalt, damit, wie Pracser betont, „Team und Konzept frisch bleiben“.
Wer das neue Lokal besuchen möchte, findet es an Alser Straße 4, 1090 Wien. Reservierungen: +43 1 366 1090 oder [email protected]. Weitere Eindrücke liefert www.freiherz.at – doch letztlich überzeugt erst der Gang durch den Arkadenhof selbst. Dort, wo sich brausende Stadtkulisse und geschützte Campus-Atmosphäre kreuzen, schlägt nun ein Herz, das aufhorchen lässt. Ob es Wien tatsächlich um eine gastronomische Landmarke reicher macht, wird sich zeigen. Die Startbedingungen könnten kaum besser sein.
Fotocredits: (c) Eugen Nemecek / (c) Philipp Lipiarski