Mamas Café schafft soziale Perspektiven

Anne Marie Bakendire

Leiterin Elisabeth Zehetgruber (rechts) mit Mamas im Kaffeehaus © Erzdiözese Wien/ Stephan Schönlaub

In bester Innenstadtlage, gleich beim Stephansdom, hat ein außergewöhnliches Projekt seine Türen geöffnet: Mamas Café. Was nach einem charmanten Kaffeehaus klingt, ist in Wahrheit viel mehr – ein Ort der Hoffnung für alleinerziehende Mütter in schwierigen Lebenssituationen. Das von der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien initiierte Café bietet nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch echte Zukunftsperspektiven für Frauen, die sonst kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten.

Mitten im Zwettlerhof am Stephansplatz 6 erhalten die Mütter nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz, sondern auch eine gezielte Ausbildung in der Gastronomie. Sie werden fachlich begleitet, individuell unterstützt und auf ihrem Weg in die berufliche Selbstständigkeit gefördert. Dabei ist das Ziel klar: den Frauen durch praktische Erfahrung, Qualifizierung und soziale Begleitung den Einstieg oder Wiedereinstieg in ein unabhängiges Leben zu ermöglichen. Das Café steht dabei sinnbildlich für einen Neuanfang – mit echtem Mehrwert für die ganze Gesellschaft.

Leiterin Elisabeth Zehetgruber (rechts) mit Mamas im Kaffeehaus © Erzdiözese Wien/ Stephan Schönlaub

Mamas Café ist Arbeitsplatz für einen Neuanfang

Im Mamas Café wird Integration durch Arbeit aktiv gelebt. Die Mütter, die dort beschäftigt sind, befinden sich oft in belastenden Lebenssituationen: Alleinerziehend, finanziell unter Druck oder ohne berufliche Perspektive. Genau hier setzt das Projekt an. Die Frauen werden im Rahmen eines befristeten Arbeitsverhältnisses angestellt, erhalten praxisnahe Schulungen und sammeln wichtige Erfahrungen im Kundenkontakt, in der Küche und im Servicebereich. Die Anstellung bietet Sicherheit, Struktur – und vor allem Würde. Gleichzeitig lernen die Mütter, ihre individuellen Stärken zu erkennen und zu nutzen. Durch die tägliche Arbeit im Café bauen sie nicht nur fachliche Kompetenzen auf, sondern auch Selbstvertrauen. Unterstützt werden sie dabei von einem engagierten Leitungsteam und erfahrenen Arbeitsanweiserinnen, die sie durch den oft fordernden Alltag begleiten. Der Fokus liegt dabei stets auf Augenhöhe, auf Vertrauen und dem festen Glauben daran, dass jede Frau mit den richtigen Rahmenbedingungen ihren Weg finden kann.

Genuss und Qualität als Teil des Konzepts

Wer das Mamas Café besucht, wird sofort merken: Hier geht es nicht nur um Hilfe – hier wird mit Liebe gearbeitet. Die Qualität der Speisen und Getränke steht auf Augenhöhe mit Wiens etablierten Kaffeehäusern. Die Speisekarte bietet Klassiker wie Apfelstrudel-Porridge oder hausgemachte Kuchen ebenso wie moderne Kreationen wie die pikant belegte „Mama Resi“, ein frisches Brot mit Senfkaviar und Gemüse. Auch bei der Kaffeeauswahl wird auf höchste Qualität geachtet – von Cappuccino bis Cold Brew. Doch das Besondere liegt in der Verbindung: Die Gäste genießen hochwertige Produkte in angenehmer Atmosphäre – und unterstützen mit jedem Besuch die berufliche und persönliche Entwicklung der Mütter. Der gesamte Erlös fließt direkt zurück in das Projekt. Diese bewusste Rückführung stärkt das Vertrauen der Frauen und macht die Idee von Mamas Café zu einem echten Kreislaufmodell: Was hier erarbeitet wird, bleibt im Haus und trägt zur Stabilität der Mitarbeiterinnen bei.

Die Werkstatt gegenüber: Ausbildung mit Hand und Herz

Nur wenige Schritte vom Café entfernt befindet sich ein weiteres Herzstück der Initiative: Mamas Werkstatt. In dieser handwerklichen Ausbildungsstätte lernen alleinerziehende Mütter Nähen, Design und kreative Verarbeitung von Materialien. Auch hier stehen Ausbildung und Integration im Mittelpunkt. Frauen, die sich eher im handwerklichen Bereich zuhause fühlen, finden dort ein Umfeld, das ihre Talente fördert und ihnen neue Perspektiven aufzeigt. Gemeinsam mit dem Café bildet die Werkstatt eine starke soziale Achse direkt im ersten Bezirk. Der Stephansplatz wird so zu einem Zentrum für berufliche Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Beide Einrichtungen zeigen, wie durch gezielte Maßnahmen Lebenswege positiv beeinflusst werden können. Und beide machen sichtbar, dass soziale Projekte nicht am Stadtrand, sondern mitten im Leben ihren Platz haben – dort, wo Veränderung direkt erlebbar wird.

Die Vision: Gesellschaft stärken durch Teilhabe

Im Mamas Café geht es nicht nur um das Servieren von Kaffee und Kuchen – es geht um einen echten Neuanfang. Elisabeth Zehetgruber, die das Café leitet, erlebt täglich, wie stark sich das Leben alleinerziehender Frauen verändern kann, wenn man ihnen Vertrauen, Struktur und Perspektive gibt. Viele der Mitarbeiterinnen beginnen ihre Tätigkeit mit großen Selbstzweifeln. Sie bringen belastende Erfahrungen mit, sind arbeitsmarktfern oder sozial isoliert. Im sicheren Rahmen des Cafés bekommen sie Raum, sich weiterzuentwickeln – fachlich und persönlich. Unter der einfühlsamen Leitung von Zehetgruber wächst aus Unsicherheit oft innerhalb weniger Wochen spürbarer Stolz. Die Frauen übernehmen Verantwortung, lernen neue Fähigkeiten und entdecken ihre eigene Stärke. Gleichzeitig entsteht durch die tägliche Arbeit im Team ein Gefühl von Zugehörigkeit – etwas, das viele lange vermisst haben. Mamas Café ist so nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern ein Ort, an dem Frauen mit Unterstützung neue Lebensziele formulieren und den ersten Schritt in eine selbstbestimmte Zukunft setzen können.

Elisabeth Zehetgruber © Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub

Den Auftrag der St. Elisabeth-Stiftung, Alleinerzieherinnen in Not beizustehen, erfüllen wir auch in Mamas Café. Wenn eine Mama es schafft, den Weg in die Eigenständigkeit zu gehen, wenn sie Freude an ihrem Tun findet und später auf dem Arbeitsmarkt bestehen kann, bedeutet das auch für die Kinder eine Zukunft, die auf Hoffnung und Zuversicht ausgerichtet ist. Es stärkt uns als Gesellschaft, für Menschen, die es schwerer haben, ein tragfähiges Netz zu knüpfen, das uns alle verbindet.

Nicole Meissner, Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung

Die Nachfrage nach Angeboten wie dem Mamas Café steigt stetig. Laut aktueller Statistik der Stadt Wien leben über 77.000 Familien in Ein-Eltern-Haushalten – Tendenz steigend. Viele dieser Mütter stehen unter enormem Druck, Beruf, Kindererziehung und finanzielle Verantwortung allein zu schultern. Gerade für Geschäftsführerin der St. Elisabeth-Stiftung, Nicole Meissner fehlt es oft an maßgeschneiderten Möglichkeiten, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Vor allem dann, wenn zusätzlich Wohnprobleme, mangelnde Ausbildung oder soziale Isolation dazukommen. Projekte wie diese schließen diese Lücke gezielt und nachhaltig. Das Café steht exemplarisch dafür, wie konkrete Hilfe in einem würdevollen und alltagsnahen Rahmen gestaltet werden kann. Hier geht es nicht um kurzfristige Beschäftigungsmaßnahmen, sondern um echten Aufbau. Die Frauen erhalten nicht nur eine befristete Anstellung, sondern auch Wertschätzung, Struktur und soziale Eingebundenheit. Gleichzeitig sind die Gäste Teil dieses Prozesses: Wer im Mamas Café einen Cappuccino bestellt oder ein Stück Kuchen genießt, setzt ein Zeichen für Solidarität.

Über die Stiftung: Hilfe, die ankommt

Die St. Elisabeth-Stiftung unterstützt seit Jahren Frauen in Notlagen. Von kostenloser Familien- und Schwangerenberatung über Wohnberatung und Therapiestunden bis hin zu konkreten Angeboten wie Mamas Café und Mamas Werkstatt. Unter dem Leitsatz „Mama, du schaffst das!“ bietet die Stiftung vier Mutter-Kind-Häuser, Startwohnungen und befristete Anstellungen für einen selbstbestimmten Neuanfang. Im Jahr 2023 suchten über 2.200 Frauen Hilfe bei der Stiftung – sei es für psychosoziale Begleitung, juristische Beratung oder Lebensmittelausgaben. Die Arbeit der Stiftung zeigt, wie dringend gebraucht soziale Anker in unserer Gesellschaft sind. Mamas Café ist eine sichtbare, lebendige Antwort auf diese Notwendigkeit – mitten in der Stadt, mitten im Leben.

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies nicht nur durch einen Besuch tun: Die St. Elisabeth-Stiftung freut sich auch über Spenden, die steuerlich absetzbar sind. Alle Informationen finden sich auf der offiziellen Website:
🔗 www.elisabethstiftung.at/arbeit/mamas_cafe


Mamas Café
Stephansplatz 6 / Hof, 1010 Wien
Durchgang vom Stephansplatz zur Wollzeile
+43 (1) 54 552 22-5520
Mo bis Fr, 9:30 – 17:30 Uhr
Sa, So & Feiertage: geschlossen